Montse, seit wann tanzt Du Flamenco und wie bist Du zum Flamenco gekommen?
Montse: Ich habe mit sechs Jahren mit Ballett angefangen und
tanze Flamenco, seit ich acht bin. Damals gab es so ein spanisches Fest in
München, bei dem viele Gruppen und Tänzer getanzt haben. Am Schluss eines
Auftritts wurden dann Freiwillige auf die Bühne gebeten und ich war natürlich
die erste auf der Bühne. Und von dem Tag an war für mich klar: Ich will
Flamenco tanzen.
Und hast Du mit acht Jahren dann auch schon angefangen,
Unterricht zu nehmen?
Montse: Ja, genau. Früher gab es in München ja wahnsinnig
viele Spanier. Es war fast wie eine Art Kolonie. Und damals gab es eben auch viele
Vereine, zum Beispiel Grupo Andaluz - dort
gab es Leute, die gesungen haben, die Gitarre gespielt haben und es gab auch
viele Unterrichtsgruppen für Erwachsene und eben Kinder – und dort habe ich
angefangen.
Interessanterweise gab es damals in München ja eine sehr
aktive Flamenco-Szene mit sehr vielen Auftritten und Live-Flamenco, aber es gab
nicht so viele Schulen bzw. Lehrer. Heute gibt es dagegen mehr Lehrer, dafür
ist die Szene aber viel ruhiger geworden. Woran glaubst Du, könnte das
liegen?
Montse: Ja, das stimmt. Damals gab es weniger Lehrer, dafür
aber viel mehr Vereine. Ich glaube, es lag vielleicht auch einfach daran, dass
Flamenco damals noch relativ „neu“ in München oder vielleicht auch noch mehr in
Mode war, es gab ein richtiges Flamenco-Fieber. Und dann kommt auch einfach
dazu, dass die ganzen Spanier, die damals in München gelebt haben, alle nach
Spanien zurückgegangen sind. Das heißt, es fehlt auch so ein bisschen die
„authentische“ Komponente, alles ist weniger spontan. Früher haben die Spanier
spontan in einer Pena angefangen, zu singen oder Gitarre zu spielen, das fehlt
heute einfach.
Du bist ja in Deutschland geboren, Deine Familie kommt
aber aus Estremadura in Spanien. Gibt es sonst noch jemanden in Deiner Familie,
der Flamenco tanzt?
Montse: Nein, leider nicht. Aber mein Cousin Alejandro
Suarez ist jetzt aus Spanien nach München gekommen, er ist Gitarrist und wir
haben vor, in Zukunft viel miteinander zu arbeiten. Das freut mich, denn damit
gibt es wieder einen spanischen Gitarristen in München.
Kannst Du Dir ein Leben ohne Flamenco noch
vorstellen?
Montse: Nein, das geht gar nicht. Flamenco gehört einfach zu
mir. Ich sage immer: Flamenco, mi amor. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne
Flamenco machen sollte – nicht nur beruflich, sondern auch seelisch. Es ist
einfach eine ganz andere Art zu leben mit Flamenco, eine andere Art zu atmen,
zu lieben. Wenn Flamenco fehlen würde, wäre es dasselbe, wenn mir jemand sagen
würde: Hör auf zu atmen.
Seit wann unterrichtest Du?
Montse: Ich habe mit 16 angefangen, zu unterrichten. Ich habe
anfangs immer Antonio Vargas in seinen Stunden vertreten. Und dann war ich
lange in Spanien und habe dort meine Ausbildung gemacht und jeden Tag intensiv
Unterricht genommen und sechs Stunden getanzt. Und danach, so mit 19, habe ich
angefangen, mich damit zu befassen und selbst richtige Kurse zu geben.
Unterrichtest Du lieber Erwachsene oder Kinder?
Montse: Ich kann nicht sagen, was ich lieber mache, es ist
einfach beides so anders. Wenn man die Leute kennt, dann ist das mit den
Erwachsenen irgendwann so ein schönes Miteinander. Wenn ich mit Kindern
arbeite, dann bin ich eigentlich selbst wie ein Kind, das macht wirklich total
Spaß. Bei Kindern ist es auch sehr interessant, die Entwicklung zu beobachten,
wie sie sich über Jahre hinweg im Tanz, aber auch einfach als Menschen, als
Persönlichkeiten entwickeln und welche Rolle dabei auch der Tanz spielt.
Wie ist es denn, sich als Tänzerin oder als
Lehrerin in der Flamenco-Szene zu behaupten?
Montse: Also, ich mache einfach immer mein Ding. Ich mache
mir nichts aus dieser Stutenbissigkeit. Ich kenne zwar alle Flamenco-Leute,
aber ich will eigentlich nichts mit diesem Konkurrenzdenken zu tun haben. Ich
bin glücklich so, wie es ist.